Archivale des Monats März

Aktendeckel

 
Am 4. März beginnt die Stadtbibliothek Bruchsal mit dem neuen Projekt der „Saatgutbibliothek“. Bei der Auswahl des Saatguts wurde auf traditionelle, möglichst regionale Gemüsesorten sowie insektenfreundliche Blumen wert gelegt. Ausleihen kann jeder; wer keinen Bibliotheksausweis hat, kann einen kostenlosen Staatgutbibliotheksausweis bekommen. 

Dass der Naturschutz auch schon in früheren Zeiten eine Rolle spielte, wollen wir mit unserer Archivale des Monats März zeigen. Die Akte „Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt; das Sammeln von Heilpflanzen“ aus dem Bestand Büchenau beginnt im Jahr 1928 und gibt wieder, welche Sorten besondere Beachtung fanden. So sollte im Frühjahr darauf geachtet werden, dass Seidenbast, Sternhyacinthe, großes Schneeglöckchen und Weidenkätzchen nicht gepflückt, abgerissen oder ausgegraben und in den Handel gebracht wurden. Auch Lurche, ihre Eier und Larven standen unter dem Schutz der Verordnungen des Bezirksamtes. Gerade Ausflügler wurden angemahnt, die heimische Tierwelt nicht durch Lärm oder Verlassen der Wege zu stören. Einzig gegen Spargelfliegen und Maikäfer sollte aktiv vorgegangen werden.

Archivale des Monats Februar

Liedblatt zur Damensitzung 1903, orangenes Titelblatt mit roten Ornamenten und Harlekinen

  
Das Lied vom „Brusler Dorscht“ kennen Sie sicher – aber wussten Sie, dass es auch eins mit dem Titel „Der Brusler Mut“ gibt?

Um 8 Uhr und 11 Minuten ging es am 19. Februar des Jahres 1903 im großen Saal des Kaiserhofs los mit der Damensitzung des GroCaGe Bruchsal. In bester Jugendstilmanier ist das Titelblatt des Liederblattes mit Ornamenten und stilisierten Pflanzen gestaltet. Die Seiten im Programm zieren Illustrationen von musizierenden oder trinkenden Harlekins, Mondgesichtern und Weinflaschen-Traubenhenkel-Arrangements.    
Insgesamt fünf Lieder beinhaltet das Liedblatt. Das erste ist ein Gruß der Familie Bopp aus New-York in Erinnerung an den Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen bei der dortigen deutschen Musikgesellschaft „Arion“; das zweite „Unser Pegasus“, handelt von einer Trambahn, die Bruchsal zur Großstadt machen könnte. Im Gegensatz zu diesen doch eher beschaulich-humoresken Liedern steht das Lied „Der Brusler Mut“, das doch recht martialisch den Widerstand der Bruchsaler gegen den Kurfürsten von der Pfalz schildert und auch noch Zeitgenossen davor warnt, mit einem Brusler Streit anzufangen.

           

Januar

Geburtsregistereintrag des ersten Kindes 1873

Das erste Kind des Jahres ist immer eine Geschichte wert – blättern wir doch einmal 150 Jahre in den Personenstandsbüchern zurück und werfen einen Blick in das Geburtenregister des Jahres 1873. Als erstes Kind des Jahres kam am 1. Januar um 3 Uhr 37 morgens Maria Antonia Habermann zur Welt. Ihre Eltern waren der Bäcker und Bruchsaler Bürger Franz Josef Habermann und seine zweiten Ehefrau Maria Luise geborene Lengle. Warum Sie trotzdem als Nummer 2 vermerkt ist? Das Kind mit Nummer 1 kam am 31.12.1872 am Nachmittag zur Welt, die Geburt wurde erst im neuen Jahr beim Standesamt gemeldet. Nach Ortsfamilienbuch das jüngste von neun Geschwistern, war Maria Antonia Habermann die erste, die standesamtlich erfasst wurde. Das zivile Standesamtswesen wurde nach Vorbild Frankreichs in der ersten Hälfte der 1870er Jahre eingeführt, in Baden bereits zum 1. Februar 1870, je nach Region Deutschlands dauerte es bis Januar 1876. Davor wurden Geburten, Heiraten und Sterbefälle nur in den Kirchenbüchern der jeweiligen Gemeinde vermerkt. Der blau geschriebene Randvermerk gibt das Sterbedatum von Maria Antonia an: mit 72 Jahren ist sie bei der Bombardierung der Stadt ums Leben gekommen.
Standesamtsbücher sind für die Familienforschung wichtige Quelle. Hier werden Geburten, Heiraten und Sterbefälle festgehalten. Durch sie kann die Linie durch die Zeit weiterverfolgt werden, da die Einträge auch Hinweise auf die Eltern der Personen enthalten, die eine Spur zur nächstälteren Generation liefern.   

Dezember

Erwachsene und Kinder vor dem Tor zum Schlossgarten

Bäume und Statuen säumen den Weg vom Gartentor zum Schloss. Dieses Fotomotiv gehört sicher zu den beliebtesten Ansichten Bruchsals. Und das nicht nur heute, sondern bereits um die Jahrhundertwende, wie unser Archivale des Monats Dezember zeigt. Mit geschlossener Schneedecke erhält es noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre. Die gesamte Familie ist hier auf einem Schneespaziergang mit Schlitten unterwegs. Das Motiv scheint bis heute (mit Ausnahme der Kleidung und Hutmode) unverändert, doch wer unsere Archivalienreihe in diesem Jahr verfolgt hat weiß, welche Anstrengungen es bedurfte, um diesen Zustand nach dem Zweiten Weltkrieg wiederherzustellen. Mit diesem Bild verabschieden wir uns von unserem Jahresthema „300 Jahre Schloss Bruchsal“ und widmen uns nächstes Jahr wieder verschiedenen Themen rund um die Stadtgeschichte.
 

November

Schwanenteich im Schloßgarten

Im November werden die Bäume kahl im Schlossgarten… trotzdem ist das Areal einen Besuch wert, besonders an einem sonnigen Wintertag. Der Schwanenteich lockt mit Flügelschlägen auf dem stillen Gewässer und die beiden Grotten fügen eine pittoreske Stimmung hinzu. Die Postkarte stammt, der Kleidung der Personen nach, aus der Zeit um 1910 – doch das Motiv des Schwanenteichs mit dem Häuschen in der Mitte findet sich auch heute noch beinahe unverändert.  

Oktober

Amalienbrunnen mit Fritz Hirsch und Handwerkern

Im Rahmen der großen Schlossrenovation Anfang des 20. Jahrhunderts wurde beschlossen, bei der Neugestaltung der Außenbereiche auch ein Denkmal für die letzte „Schlossherrin“ zu errichten. Die Rede ist von der badischen Markgräfin Amalie, welche die ehemals fürstbischöfliche Residenz von 1806 bis zu ihrem Tod im Jahre 1832 als Witwensitz nutzte. Man entschied sich, dieses Denkmal in Gestalt eines Brunnens zu verwirklichen und als Standort wurde die Fläche vor dem Eingang des Amtsgerichts ausgewählt. Dieser Platz schien als geeignet, da er mit dem Torwachthaus über den Mittelweg durch den Ehrenhof bis hin zum Haupteingang des Schlosses eine Sichtachse bildete. Den architektonischen Entwurf für den Amalienbrunnen fertigte Bauinspektor Dr. Fritz Hirsch, für den figürlichen und dekorativen Schmuck war der noch junge aufstrebende Medailleur und Graphiker Heinrich Ehehalt verantwortlich. Unser Archivale des Monats zeigt den Moment als vor 110 Jahren der Schlussstein auf den Brunnen gesetzt wurde. Von den gezeigten Personen ist leider nur eine namentlich bekannt: Es ist Fritz Hirsch (vorne, 2.v.r.), der im Übrigen nicht nur den Brunnen entworfen, sondern auch für die gesamte Schlossrenovation die fachliche Verantwortung getragen hat.

September

Urkunde zur Turnplatzweihe mit Zeichnung des Schloss-Hauptbaus

In unserem September-Beitrag wollen wir auch wieder eine Verbindung zu unserem diesjährigen besonderen Jubilar, dem Bruchsaler Schloss, herstellen. Wir zeigen eine Gelegenheitsdrucksache, bei Sammlern und Fachleuten auch als Ephemera bekannt, des Turnerbundes Bruchsal 07. 1907 gegründet, konnte der Verein 15 Jahre später, am 17. September 1922 seinen neuen Turnplatz im unteren Schlossgarten einweihen. Verbunden damit war ein Turnwettbewerb, an den unser gezeigtes Archivale erinnert.  Der Geräteturner Ludwig Fahrer aus Karlsruhe-Grünwinkel war einer der 1.800 Teilnehmenden und fuhr mit dem „29. Sieg mit 104 Punkten“ nach Hause. Die Teilnehmerkarte ziert eine Darstellung des Bruchsaler Schlosses, ein Blick durch das Torwachthaus auf die Mittelachse des Ehrenhofs und den Mittelrisalit des Corps de logis. Der am Torwachthaus heute noch angebrachte Willkommensgruß „Pax intrantibus“ (Friede den Eintretenden) mag bei diesem Anlass nicht nur den Schlossbesuchern, sondern überhaupt auch allen in die Stadt gekommenen Sportlerinnen und Sportlern gegolten haben. Den Turnerbund gibt es heute übrigens nicht mehr, 1946 schloss er sich mit dem seit bereits einhundert Jahren bestehenden Turnverein 46 zur TSG Bruchsal zusammen.

August

Endlich ist es soweit... das große Festwochenende zum Schlossjubiläum mit vielen Konzerten im Ehrenhof und im Schlossgarten ist da! Während die ersten historischen Schlosskonzerte nur im Inneren des Schlosses stattfanden, verlegte man bereits 1939 einen Teil der Festivitäten ins Freie. Nicht nur Kammerkonzerte im Fürstensaal standen auf dem Plan, auch Freilichtaufführungen im Schlosspark standen im Programm. Und auch die Mitwirkenden des Kammerkonzertes fanden zumindest für dieses Gruppenbild den Weg ins Freie. 

Juli

Sie sind der älteste und der jüngste Bruchsaler Stadtteil, 2022 eint sie der 50. Jahrestag ihrer Eingemeindung: Helmsheim mit einer Ersterwähnung im Jahre 769 und Büchenau mit einer Ersterwähnung 1281. 
Wie 2021 für Unter- und Obergrombach, bietet auch hier der 50. Jahrestag der Eingemeindung den passenden Anlass, die Findbücher der Gemeindearchive online zu stellen. Sie finden die durchsuchbaren pdf-Dateien unter der Rubrik „Bestände“. Hier sollen die Archivalien des Monats, die Eingliederungsvereinbarungen der beiden Stadtteile (stellvertretend zu sehen Deckblatt und Unterschriftenseite), an die Eingemeindungen erinnern.
Nun sind alle Gemeindearchive der Bruchsaler Stadtteile formal erschlossen. Die im Stadtarchiv aufbewahrten Akten, Amtsbücher, Pläne und Karten können im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben von allen Interessierten problemlos benutzt werden. Stöbern Sie gerne los!

Juni


Ende Mai haben die Feierlichkeiten zum 300. Schlossjubiläum begonnen. Auch vor 100 Jahren wurde bereits gefeiert: 1922 richtete die Ortsgruppe Bruchsal der „Badische Heimat“ das 200. Schlossjubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen wie Festgottesdienst, Konzerten und dem Sommertagszug aus. Ein wiederkehrendes Motiv waren dabei die Barock- und Rokokogruppen. Bruchsaler Bürger mimten historische Personen wie den Baumeister Balthasar Neumann oder einen Kellermeister, die Söhne und Töchter der Stadthonoratioren wurden zu Rokokodamen und Pagenjungen „geadelt“.  

Das Album mit ca. 24 Fotografien zum Schlossjubiläum hat seine ganz eigene Geschichte. Ursprünglich gehörte es dem Bruchsaler Hermann Reuter, der von den Nationalsozialisten in das KZ Dachau verschleppt wurde und dort 1944 starb. Sein Bekannter Dr. Ernst Wertheimer nahm das Album mit, als er nach London emigrierte und gab es später dem gemeinsamen Freund Dr. Hellmut Katz nach Bruchsal, der es 1958 dem Stadtarchiv übergab.

Mai

Sommertagszug-Komitee von 1922 vor dem Schloss


Der im Mai stattfindende Sommertagszug und das Schloss Bruchsal sind in vielfältiger Weise miteinander verbunden. Nicht nur, dass sich die Komiteemitglieder hier regelmäßig feierlich in Frack und Zylinder ablichten ließen, auch der Zug endete traditionell mit der Prozession durch das Tor und der Aufstellung auf dem Ehrenhof. In die Schlossjubiläumsfeierlichkeiten von 1922 war der Sommertagszug als offizieller Programmpunkt besonders integriert. Ein Beobachter beschrieb Personen in historischen Kostümen, die Rokokodamen, den Schlossarchitekten Balthasar Neumann samt Handwerker und sogar den Kellermeister des Bischofs darstellten. Hinter den Kostümgruppen kamen dann die traditionellen Sommertagsgruppen: die Jungen als Trommler und Pfeifer, Vertreter der Handwerker und Vereine und die Mädchen mit den Sommertagstecken.

April

Deckblatt der Hirschmappe mit Plan eines Prunksaals


Mit Markgräfin Amalie von Baden verstarb am 21. Juli 1832 die letzte Bewohnerin des Bruchsaler Schlosses, bald 30 Jahre hatte es ihr als Witwensitz gedient. In den folgenden Jahrzehnten führte die Anlage mit ihren über 50 Einzelgebäuden ein tristes Dasein. Ein Teil der Gebäude und Räumlichkeiten wurde zwar von diversen Behörden genutzt, der große Rest stand jedoch leer und gammelte mehr oder weniger vor sich hin. Dem Schlossgarten ging es nicht besser, zeitweise wurde er sogar zum Gemüseacker umfunktioniert. Bevor die Bausubstanz schließlich ganz zerfiel, führte man zwischen 1900 und 1909 eine umfassende Renovation durch. Federführend hierbei waren die Bauinspektoren Emil Lang und Dr. Fritz Hirsch. Letzterer veröffentlichte nach Abschluss der Arbeiten ein großes Tafelwerk nebst Textband, beides zusammen wurde in Fachkreisen unter dem Begriff „Hirsch-Mappe“ bekannt. Auf insgesamt 80 großformatigen Bildtafeln werden hier die Schönheiten und architektonischen Besonderheiten des neu renovierten Schlosses dargestellt.

Anlässlich des diesjährigen Schlossjubiläums zeigt das Stadtarchiv Bruchsal eine Auswahl dieser seltenen Tafeln. Zusammen mit erläuternden Texten und weiteren ausgewählten Archivalien zum Thema ist die Ausstellung vom 29. April bis zum 25. Juni 2022 in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek zu sehen.

März

zerstörtes Hauptgebäude des Bruchsaler Schlosses

Erinnern Sie sich an das Archivale des Monats Februar? Ein Programmblatt gab die Wiedereröffnung des Schlosses 1975 bekannt. Auf unserem Archivale des Monats März wird deutlich, wie groß die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs am Schloss waren. Das Foto ist ein besonderes Zeitdokument: während es ganze Aufnahmeserien gibt, die die zerstörte Stadt einige Monate nach dem Angriff vom 1. März zeigen, ist diese Aufnahme nur wenige Tage nach der Bombardierung entstanden. Auch dass es sich um eine Farbaufnahme handelt, ist für die Zeit noch selten. Wir sehen, dass das Gebäude nur noch als Gerippe steht, auch das Torwachhaus zum Ehrenhof hat starke Brandspuren, lediglich das Damianstor blieb weitestgehend unversehrt.

Kontakt

Thomas Moos
Am Alten Schloss 2
76646 Bruchsal
Telefon 07251/79-708
Fax 07251/79-11708
Gebäude Am Alten Schloss 2
Dr. Tamara Frey
Telefon (07251) 79-19 38
Fax (07251) 79-111 938

Sitzungstermine des Gemeinderats