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Weihnachtsgruß der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg 2022

Ein Hauch von Zimt und Honig

Foto: Thorsten Wisser

In der Adventszeit werden alle Gäste, die das Schloss Bruchsal besuchen, von einem reich geschmückten Weihnachtsbaum begrüßt. Nicht nur die funkelnden Lichter sondern auch der weihnachtliche Spekulatius-Duft erinnern an vergangene, glückliche Zeiten.
Weihnachtsbäume waren zur Zeit der Fürstbischöfe von Speyer im 18. Jahrhundert noch nicht in der Eingangshalle aufgestellt, aber der Duft von Gebäck erfreute die höfische Gesellschaft an hohen kirchlichen Feiertagen.

Nach Gewürzen duftendes Gebäck, das mit Hilfe von „Modeln“ geformt wird, wie Springerle, Printen und Pfefferkuchen, kennen wir heute nur als weihnachtliche Süßigkeiten. Selten werden sie noch auf traditionelle Art daheim hergestellt, wenn man sie preiswert im Supermarkt kaufen kann. Noch seltener hängen sie wohl als Dekoration – aus Teig und nicht aus Plastik – an einem weihnachtlich geschmückten Baum, wie er in diesem Jahr im Schloss Bruchsal zu sehen ist.
Große Pfefferkuchen mit kirchlichen Motiven waren seit dem Mittelalter jedoch das traditionelle Geschenk der Taufpaten an ihre Patenkinder - nicht nur an Weihnachten sondern auch zu Ostern, zur Taufe und zu Geburtstagen oder anlässlich der Hochzeit.

Im 17. und 18. Jahrhundert kamen bei den Honigkuchen höfische Dekorationselemente hinzu: Reiter, Damen und Kavaliere in schönen Kleidern oder Hochzeitskutschen.
Dagegen waren die bürgerlichen Gebäckmodel im 19. Jahrhundert einfacher und zeigten meist Vögel, Früchte und Zweige. Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Einführung des kostengünstigeren Zuckersirups als Alternative zum teuren Honig, wurden die massenhaft produzierten Lebkuchen zum typischen Jahrmarktsgebäck und Christbaumschmuck. Aufgeklebte, bunt glänzende Papierbilder, sogenannte Oblaten, ersetzen das Bild des Modelabdrucks. Das Bildchen bewahrte man auf, das Gebäck wurde aufgegessen.

Bei den barocken Lebkuchen war dies anders: Ohne Eier und Butter hergestellt, konnten sie theoretisch während der Fastenzeit vor Weihnachten und Ostern gegessen werden. Teuer, aber fast ungenießbar, wurden diese Schauobjekte erst durch die vielen exotischen Gewürze und den Honig. Aus diesem Grund wurden sie selten verzehrt und hielten sich bei guter Lagerung mehrere Jahre. Sparsam eingesetzt ließen sich die barocken Pfeffernüsse und Lebkuchen jedoch perfekt zum Binden von Saucen verwenden.
Vielleicht wäre dies eine Idee für Ihren Weihnachtsbraten?

Pfefferkuchensauce:
Zutaten: 1/8 l Bratenfond, 1/4 l Wasser, 1 trockene Brotscheibe, 1 bis 2 kleine Pfefferkuchen, 2 El. Balsamessig und Salz
Vom Braten den Sud mit Wasser ablöschen und in einen Topf geben. Brot und Lebkuchen mahlen, mit dem Balsamessig in den Topf geben und zum Kochen bringen. Eventuell mit etwas Wasser verdünnen und salzen.
 
Pfefferkuchen oder Pfeffernüsse:
(2 Bleche / ca. 75 Stück)
Zutaten: 250g Mehl, sowie Mehl zum Bearbeiten, 200g festen Honig, je 75g kandierten Ingwer und Orangeat in kleinen Stücken und folgende gemahlenen Gewürze: 2 Tl. Koriander, 2 Tl. weißer Pfeffer, 2 Tl. Nelken, 2 Tl. Zimt, 1 Tl. Piment, 1 Tl. Muskatblüten, 1/2 Tl. Kardamom sowie 1/4 Tl. Hirschhornsalz
Honig mit 3 El. Wasser zu einem Sirup kochen und mit den anderen Zutaten zu einem Teig verarbeiten. Daraus kleine Kuchen formen (Dm ca. 2 cm) formen, eventuell in ein Model pressen und auf ein mit Backtrennpapier ausgelegtes Blech legen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 10 bis 15 Minuten backen.