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Herbstgruß des Städtischen Museums

Heimatmuseum Heidelsheim erinnert an jüdische Familie Maier

Backform der Familie Maier aus Heidelsheim, Foto: Städtisches Museum
Ida und Emanuel Maier, 5. und 8. v. l.
Ida und Emanuel Maier, 5. und 8. v. l., Fotograf unbekannt 

Den Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 06.09.2020 nehmen wir zum Anlass, an eines der vielen tragischen Schicksale jüdischer Bürgerinnen und Bürger während der Schreckenszeit des Nationalsozialismus zu erinnern. So steht im Zentrum dieses Beitrags eine Backform der jüdischen Familie Maier.
Wie uns Steffen Maisch in der Gedenkschrift zur Stolpersteinverlegung am 11. Februar 2020 wissen lässt, heirateten der gebürtige Heidelsheimer Emanuel Maier und die aus Weiler stammende Ida Ledermann im Juni 1903 und lebten mit ihrer Tochter zunächst in der damaligen Bruchsaler Straße 24 (heute Markgrafenstraße), später in der damaligen Bahnhofstraße 56 (heute Merianstraße 58).
In den 30er Jahren unterlag auch die Familie Maier antisemitischen und rassenpolitischen Schikanen. So wurde dem Viehhändler Maier mit der Begründung, es gäbe in Heidelsheim bereits zu viele Viehhändler, seine Existenzgrundlage entzogen.
Im Oktober 1940 wurde Emanuel Maier nach Gurs verschleppt. Ida Maier, die bis 1941 eine Tante pflegte, wurde gemeinsam mit ihrer Enkelin Beatrice Stengel im April 1942 nach Izbica deportiert. Bis auf die zweite Enkeltochter Sigrid, die mit einem Kindertransport in die USA gebracht werden konnte, wurden Emanuel und Ida Maier, deren Tochter Irma und ihr Mann Max Stengel sowie die Tochter Beatrice, also nahezu die gesamte Familie, durch die Grausamkeit der Nationalsozialisten ausgelöscht.

Frau Pabst mit Ihrer Tochter und Frau Schmidt übergaben die Backform zur Ausstellung im Heimatmuseum Heidelsheim
Frau Pabst mit Ihrer Tochter und Frau Schmidt übergeben die Backform zur Ausstellung im Heimatmuseum Heidelsheim. Foto: Städtisches Museum

Lediglich eine Backform aus dem Haushalt der Familie ist geblieben und erinnert noch heute an Ida Maier, die diese Form kurz vor ihrer Deportation im April 1942 zur befreundeten Heidelsheimer Familie Pabst brachte, um sie nicht im Haus zurücklassen zu müssen. An Ida Maier erinnert sich Frau Pabst, die auf dem Foto mit ihrer Tochter und Frau Schmidt zu sehen ist, noch gut. Vor allem ihre Großzügigkeit ist ihr im Gedächtnis geblieben. Während des Krieges, als Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens sich kaum noch mit Lebensmitteln eindecken konnten, brachte sie als Kind Eier und Mehl zu Frau Maier, aus denen diese dann Nudeln für Familie Pabst machte.
Die Backform wurde von Familie Pabst bis heute aufbewahrt und entging so der öffentlichen Versteigerung des Hausrats der Maiers durch den NS-Staat im Juni 1942. Sie ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat im Heimatmuseum Heidelsheim zu sehen. Der Eintritt ist frei.