„Wir dürfen den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen“

Bürgerempfang 2023

Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick bei ihrer Rede beim Bürgerempfang 2023. Foto: Fotofreunde Heidelsheim

„Wir können unsere Gemeinschaft in Bruchsal zu einem Ort des Friedens und der Versöhnung machen“, sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick beim Bürgerempfang im Bürgerzentrum am am 11. März. Unter dem Motto „Wir haben es in unseren Händen“ hatte die Oberbürgermeisterin dazu eingeladen. Frieden sei kein Naturzustand, man müsse ihn immer wieder aufs Neue durchbuchstabieren.

Wie sie als Oberbürgermeisterin friedenspolitische Ansätze für die Stadt Bruchsal konkretisiert und anwendet, erläuterte  Cornelia Petzold-Schick in ihrer Rede. Dabei betonte sie: „Wir dürfen den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen.“ „Die Forderung nach Friedensverhandlungen muss für mich immer Bestandteil der Debatte und der Botschaften an die Konfliktparteien sein“, sagte Cornelia Petzold-Schick im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Und fügte hinzu: „Ich bin allerdings froh, dass ich nur für die kommunale Ebene zuständig bin.“ In Bruchsal sehe sie „jeden Tag die Vielfalt, die wir in unserer Stadt haben.“ Die Verschiedenheit könne zu Konflikten führen, „wenn wir nicht bereit sind, uns gegenseitig zu respektieren“.
Seit einiger Zeit gebe es in Bruchsal vermehrt Friedenskundgebungen. „Durch freie Meinungsäußerung und garantierte Versammlungsfreiheit kann ein Diskurs entstehen“, so Cornelia Petzold-Schick. Aufgabe der Stadt sei es, dabei für Sicherheit zu sorgen. Austausch und Begegnung würden zudem durch städtische Quartiersarbeit ermöglicht. „Soziale Quartiersentwicklung ist mein kleinräumiger Ansatz für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben“, sagte Cornelia Petzold-Schick. „Und sie funktioniert in Bruchsal hervorragend.“ Niederschwellige Bürgerbeteiligung in den unterschiedlichsten Bereichen von Stadtgestaltung sei ihr von Anfang an wichtig gewesen, so die Oberbürgermeisterin. Die Kommune biete beispielsweise mit Vereinen, Parteien, Umweltgruppen „viele Aktionsfelder, um Teilhabe an demokratischen Entscheidungen zu erleben und zu erlernen.“ Sie selbst habe in der kirchlichen Jugendarbeit erste Erfahrungen mit „Gruppenorganisation, Antragswesen, Diskussionen und auch Abstimmungsniederlagen“ gemacht, sagte Cornelia Petzold-Schick.
Als „echte Erfolgsgeschichte des 20. Jahrhunderts“ und „größte Friedensbewegung der Welt“ bezeichnete Cornelia Petzold-Schick die Städtepartnerschaften. Sie seien nämlich ein konkreter Handlungsrahmen für internationale Zusammenarbeit. Die Partnerschaft mit Cwmbran in Wales wolle man aufrechterhalten – auch unter den erschwerten Bedingungen durch den Brexit. „Es ist großartig, dass wir heute zusammen sind und dass wir Frieden bauen“, bestätigte Bertrand Courot, Bürgermeister von Sainte-Ménehould, anschließend im Podiumsgespräch. In der Nähe von Bruchsals ältester Partnerstadt in Frankreich verlief – noch immer erkennbar – die Schlachtlinie von Deutschland und Frankreich. „Über Waffen darf man nicht verniedlichend sprechen“, sagte Oberst Lutz Nikolaus Neumann von der Bruchsaler General-Dr.-Speidel-Kaserne und stellte klar: „Wir liefern keine ‚Leos‘. Wir liefern Kampfpanzer, und wir wären froh, wenn wir es nicht müssten.“ Für Rüdiger Czolk von der Friedeninitiative Bruchsal bedeutet die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine: „Es kommt zur Eskalation. Man muss aber miteinander sprechen und verhandeln.“ Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick fügte hinzu: „Ich komme aus der kritischen, katholischen Ecke. Unser Motto damals war „Schwerter zu Pflugscharen“. Die Frage bleibt auch jetzt: „Wie viele Waffen braucht es, um zu stoppen?“ Mit Menschen aus der Ukraine und aus Russland arbeitet Steffen Heil von der Auerbach-Stiftung. „Sie wollen hier in Schule und Ausbildung vorankommen, weil sie davon ausgehen, dass sie länger bleiben“, sagte Heil. „Wenn Menschen Arbeit und Zukunft haben, leben sie friedlich miteinander“, ist Christel Heneka von der Projekthilfe Uganda überzeugt. Die armen Länder dürfe man nicht aus dem Blick verlieren. Das Podiumsgespräch moderierte Martin Besinger. Für flotte Musik und Tanz sorgten die Stadtkapelle Heidelsheim, die Gruppe „Flamenco Bravo“ und der Chor des St. Paulusheims. Die Badische Landesbühne gab mit „Badens revolutionäre Geister“ einen Vorgeschmack auf das Theaterprojekt „Stadtgeschichten“.  (M. Schäufele)

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Alle Bilder sind von den Fotofreunden Heidelsheim

Die Rede der Oberbürgermeisterin beim Bürgerempfang 2023