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Urlaubsgruß des Städtischen Museums

Die Michaelsbergkapelle auf einer Holzeinlegearbeit von Leopold Schott, Foto: Städtisches Museum Bruchsal

Liebe Leserinnen und Leser,
den Urlaubsgruß des Städtischen Museums senden wir Ihnen diesmal vom Untergrombacher Michaelsberg und zeigen hiermit, dass Urlaub auch zu Hause interessant und vielfältig sein kann!
So besticht der Michaelsberg nicht nur mit einer fantastischen Aussicht über den Rheingraben, sondern belohnt auch mit einer Mischung zahlreicher seltener Pflanzen und Tiere, die im Naturschutzgebiet Lebensraum finden. So entdeckt man in den Halbtrockenrasen, die sich auf ehemaligen Feldern und Ackerflächen angesiedelt haben, geschützte Seltenheiten wie beispielsweise Blut-Storchschnabel, Kalkaster, Veilchen und wilde Orchideenarten, die nicht gepflückt, aber vor Ort bestaunt werden dürfen. Die Lösswände der Hohlwege bieten Wildbienenarten und Amphibien Unterschlupf.

Zwei Federzeichnungen der Michaelsbergkapelle von Hertbert Stumpf aus den 1990er Jahren. Foto: Städtisches Museum

Der knapp 270 Meter hohe Michaelsberg wartet aber nicht mit seltenen Highlights aus Flora und Fauna auf, sondern hat auch eine mystische Seite: Die Drachensage vom Michaelsberg erwähnt in einer Niederschrift des Büchenauer Pfarrers Johann Christoph Rinckleb von 1747, dass über Generationen hinweg von Drachen und anderen gefährlichen Tieren in der Gegend rund um den Michaelsberg berichtet wurde. Um diese als dämonisch interpretierte Kraft zu brechen, wurde auf dem Michaelsberg schließlich eine Kapelle errichtet und dem Erzengel Michael als alttestamentarischem Kämpfer gegen böse Geister geweiht.
Die Kapelle war und ist auch für Künstlerinnen und Künstler ein Anziehungspunkt, wie die hier vorgestellten Werke von Herbert Stumpf und Leopold Schott (siehe oben) zeigen.

Funde der Michaelsberger Kultur aus Untergrombach auf zwei Ausstellungsbildern aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Städtisches Museum

1884 gab der Michaelsberg schließlich eine weitere Facette von sich und seiner Geschichte preis. In diesem Jahr stieß ein hessischer Oberst auf Scherben eines bis dahin unbekannten Typs, welche in der weiteren Untersuchung durch die Großherzoglichen Altertumssammlungen als Relikte der neu entdeckten und nach ihrem Fundort benannten „Michelsberger Kultur“ beschrieben wurden. Fünf Jahre später folgten erste Ausgrabungen auf dem Berg, die weitere Funde zu Tage förderten und von zusätzlichen Untersuchungen des Gebiets in den Folgejahren bzw. später in den 50er und 60er Jahren ergänzt wurden. Neben den für die Michelsberger Kultur typischen Erdwerken entdeckte man so im Laufe der Nachforschungen auch Hinweise auf die Lebensweise in der jungsteinzeitlichen Siedlung und wie sie sich verändert hat. So führte massive Rodung von Wäldern in der mittleren Jungsteinzeit zu Erosion und somit zu deutlich ertragsärmeren Böden, da fruchtbare Schichten abgeschwemmt wurden. Zu Zeiten der Michelsberger Kultur hatten sich einzelne Waldbestände wohl wieder regeneriert, es wurde aber dennoch Nutzholz aus den Wäldern geborgen, sodass es auch hier zu Bodenerosionen und gravierenden Landschaftsveränderungen kam, welche die Region schließlich bis zum Auftreten der Schnurkeramik über Jahrhunderte hinweg unbesiedelt zurückließen.
Anhand von Knochenfunden weiß man heute, dass die Menschen der Michelsberger Kultur neben dem Getreideanbau und der Kultivierung von Hülsenfrüchten auch Viehzucht betrieben und regelmäßige Jagderfolge erzielen konnten. So findet man Hinweise auf Rinder- und Schweinezucht, in kleinerem Umfang auch auf die Haltung von Schafen und Ziegen.

In der Dauerausstellung des Städtischen Museums finden Sie detaillierte Informationen zu den Funden auf dem Michaelsberg und zu anderen Grabungsstellen im Bruchsaler Stadtgebiet sowie eine große Sammlung entsprechender Exponate.
Den vollständigen Text mit zusätzlichen Bildern sowie alle Beiträge der Schlossgrüße-Reihe – auch die der anderen daran beteiligten Einrichtungen wie Schlossmuseum, Deutschem Musikautomaten Museum, Stadtarchiv sowie den Gastbeitrag der Tourist-Info – finden Sie unter den Schlossgrüßen.