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Museum und Stadtarchiv

Vortrag von Dr. sc. hum. Sara Doll (Medizinische Fakultät Universität Heidelberg)

„Mit dem Tode ist alles aus.“ Das Männerzuchthaus Bruchsal und die Anatomie im 19. Jahrhundert."

Querschnitt durch das Bruchsaler Männerzuchthaus. Foto: Städtisches Museum Bruchsal

Vor rund 150 Jahren ereignete sich im Bruchsaler Männerzuchthaus ein Vorfall, der weit über die Region hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Der Gefangene Johann Jakob Schwäble versuchte einen Ausbruch und legte hierzu Feuer im Innern des Gebäudes. Mit gestohlenen Schlüsseln irrte er dann durch das Gefängnis bis hoch auf das Dach. Dabei lieferte er sich auf seinem Weg in die Freiheit martialische Zweikämpfe mit dem Wachpersonal und auch mit anderen Häftlingen. Letzteren wurden Vergünstigungen zugesagt, falls sie den Flüchtenden zu Fall brächten. Und so geschah es dann auch. Schwäble stürzte im Kampf vom Gefängnisdach und erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Sein Leichnam kam, wie es damals üblich war, in die Heidelberger Anatomie. Sein Schädel fand später allerdings den Weg zurück nach Bruchsal. Warum, ist bis heute nicht bekannt.

Frau Dr. sc. hum. Sara Doll von der Universität Heidelberg hat sich mit dieser Geschichte beschäftigt und sie als Anlass für einen Vortrag genommen. Dieser findet am 27. April 2023 um 18.00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses am Marktplatz statt. Die Teilnahme am Vortag ist nach Anmeldung über das Anmeldeformular (1,3 MB) möglich.

Aufnahme des Schädels frontal. Foto: Medizinische Fakultät Heidelberg
Linke Schädelseite. Foto: Medizinische Fakultät Heidelberg

Ehemals war der Schädel gemeinsam mit einem Bericht über Schwäbles Ausbruchsversuch im Städtischen Museum ausgestellt. Jedoch ist eine Ausstellung menschlicher Überreste inzwischen umstritten und nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen. Der Schädel wurde daher aus der Schausammlung entfernt und an die Anatomie Heidelberg übergeben. Dieser Vorgang stellt übrigens eine Besonderheit dar, weil Museumsobjekte, die inventarisiert sind, normalerweise nicht abgegeben werden dürfen. Sie können weder verschenkt, noch verkauft werden. Mit dieser Vorgabe sollen historische Objekte und die Sammlungen insgesamt in ihrem Fortbestand geschützt werden. 
Im Fall des Schädels lag jedoch eine ethische Fragstellung vor, die dem Einlagern menschlicher Überreste in Museumsdepots widerspricht. Für die Abgabe des Schädels an die Anatomie Heidelberg, wo die dauerhafte Konservierung ebenfalls sichergestellt ist, wurde daher eine besondere Genehmigung erwirkt.