purple

Weihnachtsgrüße aus dem Schloss Bruchsal

Foto: Achim Mende

Warme Geruchsfarben, wie Honig, Vanille, Zimt, gebrannte Mandeln oder Plätzchenduft können uns in der kalten Jahreszeit wohlige Stimmung versetzten. Gerüche beeinflussen unser Wohlbefinden seit jeher. Positive und negative Ereignisse sind damit verknüpft. Schlechte Luft wird schon im Mittelalter mit Seuchen und Erkrankungen jeglicher Art gleichgesetzt. Mit dem Verbrennen von Kräutern, Gewürzen oder Harzen werden Räume ausgeräuchert und gereinigt. Um giftige Ausdünstungen, die mit der Luft fortgetragen werden und so zu Erkrankungen führen zu vertreiben, werden in der Barockzeit luxuriöse Gefäße aus kostbarem Porzellan aufgestellt. Mit Sicherheit gehören sie auch zur dekorativen Ausstattung von Schloss Bruchsal. Im Musikzimmer finden Sie ein solches Gefäß. Johann Friedrich Lück hat das „Chinesen-Paar mit Räuchergefäß in Form einer Artischocke“ für die Porzellanmanufaktur Frankenthal 1783 gestaltet. Das Oberteil der Artischocke ist abnehmbar, so dass Kohle und Kräuter zum Räuchern eingebracht werden können.

Ein asiatisches Paar hält den baumstammähnlichen Artischockenstiel. Der Herr trägt Turban, Stiefel, bis zum Knie geschlitzte, gestreifte Hosen, ein Hemd und einen Kaftan. Die Dame ist in ein weit ausgeschnittenes Kleid mit angeschnittenen Ärmeln gewandet, die den Blick auf das Unterkleid frei geben. Ihr Hut ist blütenähnlich. Die um den Blütenstand der Artischocke eng angeordneten grünen Blätter, weisen flieder- bis lilafarbene Spitzen und Rohrblüten auf, die in wulstigen Öffnungen enden. Sie bilden den oberen Abschluss des Gefäßes. Der Rauch kann durch die Löcher entweichen und den Raum beduften.

Die durch Caterina de Medici Mitte des 15. Jahrhunderts aus Sizilien importierte Pflanze ist ein Zeichen von Reichtum und vornehmer Lebensart und wegen ihrer Bitterstoffe als Arzneipflanze beliebt. Das häufig auf den adligen Tafeln servierte Gemüse ist auch auf einem Feld der Sockelzone an der Skulptur der Erde im Gartensaal von Schloss Bruchsal zu entdecken. Ein Briefwechsel über die Verlegung eines Artischocken- und Spargelfeldes hin zum heutigen Bürgerpark beweist, dass sie mindestens seit 1719 in Bruchsal angebaut wurde.

Neben glühender Kohle wird Rauchwerk, vor allem Weihrauchharz „Gummi olibanum“ verwendet. Substanzen wie Amber, Myrrhe, Zimt, Rosenöl, Perubalsam, Sandelholz oder Wacholder können zugesetzt werden. Seit der Antike bis heute wird das Weihrauchharz beispielsweise zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege, bei der Behandlung schmerzhafter Arthrose und chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen eigesetzt.

Weitere Rauchgefäßes können Sie in der Bel Etage als Motiv auf aufspüren. Kommen Sie zu uns ins Schloss Bruchsal auf Entdeckertour. Wir wünschen Ihnen eine schöne Winterzeit.

Ihr Schlossteam Bruchsal

Schlossgrüße - Archiv

Alle Beiträge der Schlossgrüße-Reihe ab 2020